CAIRO AG

Designklassiker
Möbelschöpfung in höchster Vollendung

Jedes wirklich stilvolle Interieur kommt kaum ohne Designklassiker aus. Auch wir führen selbstverständlich Designklassiker. Doch was ist das überhaupt, ein „Klassiker“? Es lohnt sich, dieser Frage nachzugehen, um den langanhaltenden Erfolg von Designklassiker erklären zu können. Als „klassisch“ im allgemeinsprachlichen Sinne bezeichnen wir konkrete oder abstrakte Gegebenheiten, die charakteristische Merkmale in besonders vollendeter, mithin perfekter Eigenschaft vereinen und diese charakteristische Perfektion, ihre gattungsübergreifende Bedeutung auch über die Zeit behalten. Klassiker können sowohl Gegebenheiten der darstellenden oder bildenden Künste sein (Musik- und Theaterstücke, Fotografien oder Gemälde), des Alltags (beispielsweise das Herrenhemd oder die Damenbluse), aber auch des Sports (die Tour de France gilt beispielsweise als Radsport-Klassiker) oder der Industrieproduktion – darunter beispielsweise Automobile wie der Porsche 911 oder, in unserem Fall, Möbel, die Designgeschichte geschrieben haben, wie der Lounge Chair von Charles und Ray Eames oder der Panton Chair von Verner Panton.

Eine Zeitreise durch die Designgeschichte

Eine prägende Keimzelle für das Design und die Architektur der 1920er Jahre bildete das von Walter Gropius gegründete Bauhaus. Die dort ausgebildeten Kreativen strebten nach eleganten, schlichten, funktionalen Objekten, die sich auch für die Massenproduktion eigneten. Für das prototypische „Haus am Horn“ in Weimar entwarf der damalige Bauhaus-Student Marcel Breuer unter anderem den nach dem Maler und Bauhaus-Kollegen Kandinsky benannten Wassily Sessel, einen Clubsessel, bei dem erstmalig Stahlrohr für den Rahmen verwendet wurde. Weitere Bauhaus-Klassiker, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen, sind die Wagenfeld-Leuchte, die Thonet-Freischwinger S32 und S33 oder der Barcelona Chair. Auch der höhenverstellbare Beistelltisch E1027 von Eileen Gray gehört zu den zeitlosen Ikonen dieses Jahrzehnts.

Thonet brachte auch in den 1930er Jahren diverse Möbelstücke heraus, die bis heute als Designklassiker gelten. Beispielsweise den von Bauhaus-Schüler Marcel Breuer für Thonet entworfenen Schreibtisch S285. In dem Rahmen aus gebogenem Stahlrohr scheinen Tischplatte und Aufbewahrungselemente aus lackiertem oder gebeiztem Holz fast zu schweben. Eine weitere Ikone der „Neuen Sachlichkeit“ ist der Freischwinger S43 von Mart Stam. Der Lesesaal Naturwissenschaften der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig ist seit 1933 mit diesem kubischen Stuhl ausgestattet. Ein weiterer, oft kopierter Archetyp aus den 1930ern ist die Schreibtischleuchte Anglepoise Type 75 mit innovativem Federzugsystem, entwickelt vom britischen Industriedesigner George Carwardine.

Die Vision des Designer-Ehepaars Ray und Charles Eames lautete: “The most of the best to the greatest number of people for the least". Dem entspricht eindrucksvoll der Eames Plastic Chair mit seinen innovativen und legendären Sitzschalen und seiner neuartigen Materialität: Der Eames Plastic Chair ist der erste Stuhl aus Kunststoff, der in Serie hergestellt wurde – und bis heute hergestellt wird. Einem Faible für Elephanten ist der Eames Elephant von Vitra zu verdanken, den Ray und Charles Eames ursprünglich für eine Ausstellung im Jahr 1945 entworfen hatten. In Serie ging der Eames Elephant erst 2007 zum 100. Geburtstag von Charles Eames als limitierte Sonderedition. Aufgrund der hohen Nachfrage nahm Vitra den Eames Elephant in einer Polypropylen-Version ins ständige Sortiment auf.

Egon Eiermann prägte mit seiner Architektur und seinen Möbelentwürfen die deutsche Nachkriegszeit und fand damit auch international große Anerkennung. Das geniale Tischgestell Eiermann 1 und die dazu passende Eiermann-Tischplatte ist eines seiner berühmtesten Designerzeugnisse. Auch Charles und Ray Eames waren in der 50er Jahren hochkreativ und schufen zwei der wohl legendärsten Sitzmöbel überhaupt: Zum einen den Eames Lounge Chair mit Ottoman, ein Meisterwerk hinsichtlich Sitzkomfort und Verarbeitungsqualität – und zum anderen den Bürodrehsessel Alu Chair, ein ewiger Klassiker unter den Bürostühlen, auf den Vitra 30 Jahre Garantie gewährt. Von Ray Eames stammt zudem die Wandgarderobe Hang It All. Eine Innovation lieferte Jørgen Rasmussen mit dem Kevi 2003 und dem darin verbauten Doppelrollenrad.

USM Haller zählt heute zu den berühmtesten Möbelbausystemen der Welt. Der Weg vom Metall- und Schlosserbetrieb, gegründet 1885, zum international renommierten Designmöbel-Hersteller begann 1961 mit dem Aufbau einer neuen USM-Produktionsstätte und eines Firmensitzes. Der damit beauftragte Schweizer Architekt Fritz Haller setzte dabei auf ein modulares, flexibles Stahlrahmen-Konstruktionssystem, das 1963 um ein kongeniales Möbelbausystem ergänzt wurde. Das Herzstück des Systems bildete die 1965 als Patent angemeldete Kugelverbindung. Seit 1988 gilt das Schweizer Möbelsystem USM Haller als Werk der angewandten Kunst und ist urheberrechtlich geschützt. Obwohl ursprünglich nur für die Verwendung in den USM-eigenen Büros konzipiert, haben die ikonischen Möbel inzwischen Büros und Wohnräume weltweit erobert.

Der Rollcontainer Boby ist ein klassischer Repräsentant des 1970er-Jahre-Designs. Als Teil der ständigen Ausstellung des Museum of Modern Art in New York hat der von Joe Colombo entworfene Rollcontainer Weltruhm erlangt. Die Erfolgsgeschichte der vielseitigen mobilen Bürohilfe mit individuell gestaltbarem Fassungsvermögen setzt sich bis heute fort – ob als Solitär oder vertikal erweitert. Nicht nur in Sachen Design, sondern auch hinsichtlich des Materials ist Boby typisch für das Jahrzehnt. Der Korpus ist aus glänzendem, spritzgegossenem ABS-Kunststoff, die Rollen aus Polypropylen.

Mit den Steh- und Tischleuchten Tolomeo von Artemide haben die italienischen Designer Giancarlo Fassina und Michele De Lucchi in den 80er Jahren ein Highlight der Lichtkultur geschaffen. Nicht ohne Grund sind die Artemide-Leuchten in den berühmtesten Museen der Welt finden. Ebenfalls in den 80er Jahren entwarf Sir Norman Foster für die italienische Möbelmanufaktur Tecno den skulpturalen Schreibtisch Nomos. Hauptelement ist eine 15 mm starke Platte aus massivem Kristallglas, die von sechs starken Saugnäpfen gehalten wird. Das darunter liegende Gestell ist eine Art zoomorphes Metallskelett. Ebenfalls auf das Wesentliche reduziert ist das Regalsystem FNP, das 1989 von Axel Rufus entworfen und mehrfach ausgezeichnet wurde: Form folgt hier konsequent der Funktion.

In den 90er Jahren, dem Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung, wird das Angebot an modernen Möbeln immer größer und bunter. Zu den Möbeln, die in dieser Vielfalt Kultcharakter gewonnen haben, zählen die Massivholzmöbel von E15, zum Beispiel der gigantische Esstisch Bigfoot aus massivem Kernholz. Ein Sitzklassiker aus der 90ern ist der minimalistische Stuhl Maui, entworfen von dem italienischen Architekten Vico Magistretti. Die aus einem einzigen Stück gefertigte Sitzschale besteht aus Polypropylen und ruht auf einem Rahmen aus verchromtem Stahl. Ebenfalls auf Kunststoff und Chrom setzt der Eames Plastic Side Chair DSW, eine Re-Edition des legendären Fiberglass Chair aus den 40er Jahren, heute aus Polypropylen.

Zum Repertoire von Cairo zählen nicht nur diejenigen Stücke, die Geschichten erzählen können, sondern auch die Klassiker der Zukunft! Das heißt aktuelle Stücke, die das Potenzial zum Designklassiker besitzen. Sie stammen aus der Feder innovativer und vielversprechender Designer der jüngeren Generation, die bereits internationales Renommee erreicht haben.

Designklassiker – Designgeschichte zum Anfassen

Ein Klassiker, und das gilt nicht nur für Designklassiker, hat in der Regel den Höchststandard einer Gattung erreicht. An den quantitativen und qualitativen Merkmalen eines Klassikers orientieren sich häufig die Epigonen. Ein Klassiker besitzt außerdem dauerhafte Gültigkeit – die Wagenfeld-Leuchte beispielsweise kommt nicht aus der Mode. Ein Klassiker ist deshalb das Gegenteil von Mode. Der Designklassiker ist Vorbild für nachfolgende Gattungsexemplare.

Leider rufen Designklassiker auch Fälscher auf den Plan, aber diese Fälschungen erreichen niemals die Material-, Form- und Verarbeitungsqualität des Originals, weil die Nachahmungen nicht von den rechtmäßigen Herstellern produziert werden. Der Wiedererkennungswert von Designklassikern ist unerreicht. Designklassiker sind international bekannt, haben zumeist einen technischen oder formalen Innovationssprung in ihrer Gattung bewirkt und sind in das generelle kulturelle Inventar eingegangen (so wie beispielsweise der Eames Lounge Chair oder die Tolomeo Leuchten in etlichen Filmen und Serien als Requisite auftauchen).